Das Strickmustertuch
Moin, liebe Leser, wir möchten Sie in lockerer Folge mit einigen Exponaten aus dem Museum bekanntmachen. In der letzten Ausgabe der Flüstertüte wurde über Mangelbretter und –Hölzer berichtet. Heute geht es um einen Flohmarktkauf, der sich als wahrer Schatz erweisen sollte.
Ein Flohmarktbesuch ist auch heute noch sehr beliebt. Auf der Suche nach dem besonderen Schnäppchen wird von Stand zu Stand geschlendert und Kunst, Kitsch und uralter Krimskram bewundert.
Vor etlichen Jahren erwarb eine Dame aus Gettorf ein altes Album mit Häkelmusterproben. Voller Freude über den gelungenen Kauf zeigte sie es am Abend ihrer Familie. Beim Herumreichen fielen drei kleine zusammengefaltete graue Stoffteile aus dem Behältnis. Diese Stoffteile waren etwas ganz Besonderes, denn es handelte sich um drei Stickmustertücher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vor einigen Jahren wurden diese besonderen Stücke unserem Museum überlassen. Das abgebildete Tuch stammt von 1858.
Die Geschichte der Stickmustertücher hier aufzuführen würde den Rahmen sprengen. Daher nur einige Eckdaten zur Erläuterung. Die ältesten erhaltenen Tücher des europäischen Kontinents stammen aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Als Motive tauchen hier Lebensbaum, Segelschiff, stilisierte Tiere, Blumen und Sträuße auf. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Stickmustertücher fester Bestandteil der schulischen Mädchenerziehung geworden und hatten Eingang in die Lehrpläne und –bücher gefunden. 1872 wurde in Preußen der Handarbeitsunterricht an den Schulen vereinheitlicht. Hier bestanden die Mustertücher seitdem aus vor konfektionierten Straminquadraten, auf die von den Schülerinnen mit türkischrotem Baumwollgarn das Alphabet und Ziffern, aber kaum noch Ornamente und keine Bildmotive mehr gestickt wurden. Diese Sticktücher sind in vielen Haushalten noch vorhanden und erinnern uns an die Schulzeit unserer Großmütter.
Mit der Reform des Unterrichts nach 1918 wurde das Stickmustertuch verbannt. Als Übungsarbeiten wurden von den Schülerinnen Dinge angefertigt, die anschließend tatsächlich benutzt werden konnten – wie Deckchen, Besteck- oder Serviettentaschen, Nadel- und Handarbeitstaschen. Allerdings wurden nicht alle Mustertücher als Unterrichtsmittel abgeschafft, es gab weiterhin Mustertücher für das Nähen und Stopfe
Sie sehen, das Gettorfer Heimatmuseum bietet eine große Bandbreite an Exponaten. Schauen Sie einfach einmal vorbei, denn ein Museumsbesuch muss nicht langweilig sein.